Deine Leser sind deine besten Freunde

Veröffentlicht am 20. November 2022 um 19:30

Hand aufs Herz. Welche Blogartikel liest du lieber? Die voller Fachwörter, Beamtendeutsch und gehobener Sprache oder die mit leicht verpackten Fakten, mit Inhalten zum Schmunzeln und zum Verstehen?

Sicher, es wird zwei Arten Menschen geben. Aber wenn wir vom Thema Buchbranche ausgehen und davon, dass es dir ähnlich geht wie mir, wirst du die zweite Version bevorzugen.

 

Das hat einen ganz einfachen Hintergrund. Wir Menschen fühlen uns eher angesprochen, wenn wir uns fühlen, als würden wir den Text eines Freundes lesen. Eines besten Freundes.

 

Ich mag Blogger, die mir das Gefühl geben, sie zu kennen. Und vor allem möchte ich mich fühlen, als würden sie mich kennen. Wenn sie dann auch noch meine Fragen in ihren Texten beantworten, authentisch und ehrlich erzählen und mich da abholen, wo ich Hilfe benötige, baue ich Vertrauen zu ihnen auf. Solche Texte konsumiere ich regelmäßig und das mit Vergnügen.

 

Denselben Effekt erzielen Autoren, wenn sie nicht mehr für sich, sondern für ihre Leser schreiben. Ich weiß, es ist weit verbreitet, zu sagen:

„Ein Autor sollte in erster Linie für sich selbst schreiben.“

 

Aber diese Aussage kann ich revidieren. Seit ich recherchiere, mich mit dem Markt befasse und mich intensiv mit Lesern austausche, weiß ich, dass man bessere Bücher schreibt, wenn man sie für jemand anderen schreibt als für sich selbst.

 

Versteh mich nicht falsch. Am Anfang habe ich ausschließlich nur für mich geschrieben, aber wessen Bedürfnisse wurden damit gedeckt? Richtig, nur meine. Der Leser braucht vielleicht etwas ganz anderes und nur wenn ich ihm so ein Buch liefere, wird er es als ein gelungenes Buch empfinden.

 

Merk dir eins: Es ist grundsätzlich okay und wichtig, deine ersten Schreibversuche jeder Wertung von außen zu enthalten. Probier dich aus. Mach, was immer dich glücklich macht. Scheitern und wieder aufstehen gehört dazu. Sobald aber mehr Menschen deine Bücher lesen sollen, musst du umdenken.

 

Dabei helfen dir Fragen weiter wie: Welche Themen sind momentan im Trend? Welche Autoren haben gerade Erfolg und warum? Wie stellt sich mein idealer Leser ein gutes Buch vor? Welche Anforderungen hat er?

 

Bestimmt hast du schon mal etwas von Personas gehört. Dabei denkst du dir virtuell oder auch auf Papier deinen typischen Kunden vor. Die Taktik kommt aus dem Marketing, aber als Autor wirst du ebenfalls davon profitieren, deine Kunden perfekt zu kennen.

 

Wer sind deine Leser? Wollen sie es spannend, emotional oder alles auf einmal? Wie viele Cliffhanger, Plottwists und schwarzen Humor vertragen sie? Wie stellen sie sich das perfekte Ende vor?

 

Du musst dich nicht zu 100% nach diesem Schema richten, aber es kann sich dir in bestimmten Situationen als hilfreich erweisen. Aber bitte denk niemals, dass du dich verstellen solltest oder einem Trend nachgehen musst, um erfolgreich zu sein. Liebesromane mit Vampiren waren nie ein Thema – bis es Thema wurde.

Sieh deine Leser als beste Freunde. Du willst sie unterhalten, berühren, aufklären und mitnehmen. Durch dich sehen sie vielleicht gewisse Themen anders, lernen etwas oder entdecken sich selbst neu.

Das ist bei Romanen genau wie bei Blogartikeln. Du musst deine Freunde kennen, um ihnen ein schönes Geschenk machen zu können. Sonst sind es wieder mal nur Socken, obwohl sie sich auf etwas Einzigartiges gefreut haben.

 

Der einzige Unterschied zwischen Literatur und Bloggerwelt ist die Sprache. Denn auch wenn du konstant locker und leicht schreibst, wirst du in einem Roman hoffentlich etwas seriöser schreiben als in einem Blog. Denn in Büchern sprichst nicht du, da sprechen deine Protagonisten. Sie müssen sympathisch sein, damit deine Leser sie mögen, aber sie müssen nicht so ticken, denken und handeln wie du.

 

Achte bei deinen Büchern drauf, immer so zu schreiben, dass du aus dem Stegreif eine Lesung halten könntest. Egal ob das auf dem Wochenmarkt, an der Uni oder im Rathaus wäre. Ein wenig Professionalität wird in der Literatur gefordert, dabei spielt das Genre keine Rolle. Auch ein Erotikroman sollte technisch anspruchsvoll geschrieben werden und nicht wirken, als hätte man ihn nachts noch eben schnell in einer Bar verfasst.

 

Wenn du aber Blogartikel schreibst, musst du den Autoren in dir ablegen. Weil du jetzt nicht als Buchcharakter agierst, sondern als Mensch. Du darfst persönlich werden, musst aber nicht privat werden. Du kannst reden, wie dir der Schnabel gewachsen ist. Du kannst deine Artikel mit Humor füllen, aber auch mit knallharten Fakten. Du allein entscheidest. Weil es in dem Sinne keinen Markt gibt.

 

Ich gebe zu, dass ich auch ein paar Anläufe gebraucht habe, bis ich in den Bloggermodus gefunden habe. Weil ich die ganze Zeit gehobene und schlaue Sachen von mir geben will, sie aber leicht verpacken muss. Das hat ein wenig gedauert, jetzt habe ich den Dreh aber raus.

 

Schreib, als würdest du deinem besten Freund schreiben. Mit allem was dazugehört.

 

Bist du eher der ruhige Typ, dann behalte das beim Schreiben bei. Kennt man dich als selbstironisch und provokant, dann bleib auch beim Bloggen so. Dein Sprachstil wird dann vielleicht nicht jedem gefallen, aber es wird die richtigen Leser anziehen, die sich genau von DIR angesprochen fühlen. Das ist das Risiko doch wert, oder?

Hast du eigentlich schon deinen Sprachstil gefunden? Ich finde es super spannend zu erfahren, ob du in deinen Blogartikeln eher seriös, locker oder vielleicht sogar humorvoll agierst. Lass es mich in den Kommentaren wissen.


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Kommentare

Ben
Vor 6 Monate

Ich habe einen "lockeren" Stil und schreibe eher humorvoll, aber meine Leser suchen das auch gezielt auf. Die wollen unterhalten werden und nichts Seriöses lesen.

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